Die Eisheiligen sind vorbei und alle hoffen, dass di Solantpflanzlan und di Pische, welche man auf dem Gonto(g)mort gekauft hat, die letzte noch ausstehende Kältewelle, di Schofekälte, schadlos überstehen.
Innichen, neben Welsberg, St. Lorenzen, und Sand in Taufers, einer der vier Marktflecken im Pustertal, ist ein Ort mit viel Geschichte und besonderen Rechten, zum Beispiel dem Recht auf Marktfrieden: Eine Woche vor einem Markt und während des Markttages war jeglicher Streit untersagt. Die Markterhebung Innichens erfolgte bereits im Jahre 1303 durch König Albrecht I. (Siehe Dr. Egon Kühebacher: „ Zur Geschichte des Marktes Innichen“, Der Schlern, Heft 9/10, 1969!)Seit Jahrhunderten wird dieses Dorf mehrmals im Jahr zum Treffpunkt vieler Menschen aus den umliegenden Dörfern. Es ist vor allem in Langis eine besonders angenehme Stimmung, wenn in den Straßen Innichens schon am frühen Morgen die Grampla ihre Stände aufbauen, um schließlich ihre Ware feilzubieten. Besonders uns Oberpusterern tut es nach der ewig langen Kälteperiode gut, wenn plötzlich aus allen Winkeln die herrlichsten Blumen leuchten und uns zum Kauf verlocken.
Neben dem Gonto(g)mort im Frühjahr gibt es den großen Gollemort in Herbischt. Auf diesem Markt besorgt man sich Waren, damit man sich gut wintert: Keischtn und Dottl, wullane Souckn und a por noie Hontschn. Vor wenigen Jahrzehnten war es noch Tradition, beim Schwarzen Adler a Sexta Sippl zessn, um sich vom bissigen Rainwint, der nicht selten an den Markttagen Krämer wie Marktbesucher vor Kälte fast erstarren ließ, zu erwärmen. Di Hänte unt di Zeachn on gineigglt, sobald der Untre Wind durch Innichen fegte. Heute spazieren wir meist in Pfaterbl über den Marktplatz. Die Zeiten ändern sich eben.
Am 15. November folgt schon do Lepoldemort und am 30. November do Andremort. In Febrar gibt es in Blaslmort und noch einige weitere unbedeutendere Märkte folgen im Lauf des Jahreskreises.
Die Mundart in abgelegenen Seitentälern hat viele Besonderheiten zu bieten. Eine solche findet sich auch im Wort Mort, und zwar geht es um das R vor dem T. Den R – Laut kann man im Mund an verschiedenen Stellen bilden. Es gibt das Zungenspitzen-R, auch rollendes R genannt, und das im deutschen Sprachraum am häufigsten verwendete stimmhafte Zäpfchen-R. Dieses Sextner-R ist jedoch ein stimmloses Zäpfchen-R (stimmloser uvularer Intermittent). Es klingt fast wie ein Schnarchlaut. In welchen Wörtern finden wir es?
Gorte, Mort, Korte, hort, Eirta, Egorte, Schorte, Schworte, Schofeharte…
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Woher rühren die Namen der beiden größten Innichner Märkte?
Gonto(g)mort leitet sich ab von einem der Innichner Schutzpatrone, dem Hl. Kandidus. Gonne war die altmundartliche Bezeichnung für Kandidus, Gannile die Koseform für Kandidus. Auch die beiden Flurnamen Gon(t)koufl und Gon(t)roschte sind auf Kandidus zurückzuführen – (laut Dr. Egon Kühebacher).
Der Begriff Gollemort würdigt den Hl. Gallus, einen Wandermönch, dessen Namenstag wir am16. Oktober feiern.
Dialektwörter rund um den Markt:
di Schofekälte | Pfingstkälte |
a Haufe Grampla | viele Wanderhändler |
do Rainwint | feuchtkalter Ostwind |
gineigglt | Frostprickeln an Händen bzw. Füßen |
in Pfaterbl | hemdärmelig |
a Mandolatta | Türkischer Honig |
an Procht hobm | angeregt miteinander sprechen |
dummidumme gien | umhergehen |
Huottl | billige, minderwertige Kleider |
ibbohaps kafn | das Gewicht einer Ware nur schätzen und diese dann kaufen |
a Klemmseickl | ein Geizhals |
an Kraiza | ein wenig Geld |
kutton | lachen |
leddon | sich eine freie Zeit gönnen, um unterwegs zu sein |
terchn | sich eine freie Zeit gönnen, um unterwegs zu sein |
a Luggarissin | eine verwunderlich gekleidete Frau |
a Giraffl | lauter wertloser Tand |
pitaggl | betrügen |
plotzeddon | sich erzählen |
Schpensa | ärmellose Strickjacke |
Schtaniz | Papiertüte |
Schtinglwoge | Pfundwaage |
a Tammile ham tien | leicht betrunken sein |
tischgiriern | plaudern |
tschaggilarn | gemütlich gehen ohne Eile und Ziel |
a Tschuape | abwertend für Jacke (war eigentlich der Begriff für die Trachtenjacke) |
a Wallin | Italienerin, da die meisten Händler italienischer Muttersprache sind |
unfal | feil bieten |