Wenn uns mal der Gesprächsstoff ausgeht, oder wenn wir Kontakt suchen – na, dann reden wir übers Wetter. Meist schimpfen und jammern wir übers Wetter. Hoch ist unser Anspruchsdenken: Es ist zu kalt, zu nass, zu trocken, zu trüb… .Ist es den Städtlern recht, schimpfen die Bauern und umgekehrt. Einer findet es immer ungerecht. Doch, ich glaube, wir alle sind uns einig: Gott sei Dank kann niemand von uns Menschen das Wetter verändern, zum Glück gibt es keinen Wetterdiktator. Die Klimawissenschaft ist da vielleicht anderer Meinung. Haben wir Menschen es nicht doch schon geschafft, durch unseren Lebenswandel das Wetter aus der Bahn zu werfen und die weltweiten Kreisläufe gehörig ins Wanken zu bringen? Wir alle drehen mit am großen Rad der Erwärmung und sind zu Wettermachern geworden. Die Wetterbetrachtung wird immer mehr zu einer moralischen Frage. Bin ich es – sind wir es, die den Bauernkalender beuteln?
Wir vermenschlichen das Wetter, indem wir den Hochs und Tiefs Vornamen geben, wie z.B. Sturmtief Xaver oder Mittelmeertief Violetta. Das Wetter lässt uns immer häufiger an die Apokalypse denken. Seit Menschengedenken wird der Weltuntergang mit dem furchtbarsten Unwetter aller Zeiten in Verbindung gebracht. Angesichts der Klimaerwärmung könnte es paradoxerweise auch ein Weltuntergang bei strahlendem Sonnenschein werden.
Ein so brisantes Thema hinterlässt auch in der Sprachentwicklung seine Spuren. Alte Wörter geraten in Vergessenheit, neue werden geboren. Angesichts der immer ausgefalleneren Wetterumstände gibt es schon genügend neue Wortschöpfungen wie Wetterkapriolen, Hitzerekord, Kältepol, Blitzeis, Wetterextreme, Gletscherschwund, Klimawandel, Lawinenwarnstufe, Schneechaos, Sturmböen… In der deutschen Sprache werden nur mehr sehr selten völlig neue Begriffe geschaffen; man beschränkt sich auf die Kombination bereits bestehender Wörter, wie bei den soeben genannten Bezeichnungen klar ersichtlich wird.
Die letzte Generation war dem Wetter noch mehr ausgesetzt als wir. Man war viel zu Fuß unterwegs, hatte schlechtere Kleidung, die Häuser waren nicht so wetterfest und die Ernte war noch stärker von günstiger Witterung abhängig, da technische Hilfsmittel zum Großteil fehlten. Akribisch genau war daher die lokale Wetterbeobachtung und dementsprechend groß der Wortschatz in diesem Bereich.
Einige Dialektwörter rund ums Wetter:
Zu Herbst und Winter passend | ||
a Reitzl, a Mellbile | einige Zentimeter Schneefall | |
hale | rutschig | |
di Hänte und di Ziachn neiggl va lauto kolt | starke Schmerzen an Fingern und Zehen wegen der Kälte (Raynaud-Syndrom) | |
Zittofinkn fochn (fodn) | sehr zu kalt haben | |
di Lane | eine Lawine | |
Hoscht heibm | Harsch hat sich gebildet. | |
a Aisgolle, a Aisguggl | Eisplatte | |
gfroirn | gefrieren | |
schnuddon | leicht schneien | |
horell/forell | graupeln | |
Schleibe (die Nigglasschleibe) | Tauwetter im Dezember | |
Windsgiwade | Schneeverwehungen | |
Karna Wolle | feuchtkalter Nebel aus Kärntner Richtung | |
Rainwind, do Untre Wind | kalter Ostwind | |
kato | wolkenlos | |
glosskato | glasklarer Himmel | |
speare | kalt und windig | |
Zu Frühling und Sommer passend | ||
Gitatsche | Schneematsch | |
Lette |
Schlamm | |
Logge |
Pfütze |
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a Koutze | dicke Gewitterwolke | |
kilwe | bewölkt | |
tachl | nieseln | |
schaurn | hageln | |
do Traf giat | die Traufe | |
a Glinschtra | heftiger Blitz | |
himmblazzn | wetterleuchten | |
tondon | donnern | |
a Schmirba | kurzer heftiger Regenguss |
„wettoschlachtig“, was so viel wie wetterfühlig bedeutet, ist ein Wort, das bei diesem Thema nicht fehlen darf; unsere Stimmung hängt nicht zuletzt vom Wetter ab. Allzu groß ist unsere Sehnsucht nach Licht und Sonnenschein.
Ich wünsche uns jedenfalls allen ein fruchtbringendes Jahr und dazu braucht es ein abwechslungsreiches Wetter ohne Katastrophen.